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Die Flagge der Kunst - von Martin Krusche

Na, mit dem längerfristigen Ausposaunen des Slogans „Plus 25 Prozent!“ wird sich daran nichts ändern lassen.

Die Flagge der Kunst in den Boden gerammt!

Gelegentlich mag ich solche plüschigen Bilder: Die Flagge der Kunst in den Boden gerammt. Einen Ausgangspunkt markiert. Dort haben wir uns aufgestellt und hoch gezielt. Ab die Post! Oder wie die Zeile eines Pop-Songs lautet: „Let’s do it!“

Nein, ich meine zu diesem Thema jetzt nicht Weinen und Wehklagen, sondern losziehen und den Stand der Dinge verändern. Das ist nach meinem Geschmack!

+ Budgets gehen runter

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Das Symposion in der Fabrikshalle

Wir erleben seit Jahren einen Prozess, in dem sich der Staat und die öffentliche Hand aus vielen Bereichen unseres Lebens zunehmend zurückziehen. Das heißt unter anderem, Finanzierungen werden geringer, brechen teilweise ziemlich tief ein. Schlecht? Na, sicher! Unter anderem, weil uns das lieb gewonne Bequemlichkeiten runterräumt.

Graz darf sich schon lange drei Viertel des steirischen Kulturbudgets behalten, das verbleibende Viertel mag der Provinz zugutekommen; wo sich halt was regt. Völlig klar, dass viele Kunst- und Kulturschaffende nach Graz ziehen oder überhaupt weiter weg abhauen.

Im steirischen Landeskulturförderungsgesetz besagt schon der § 1 (4), die Kultur- und Kunstförderung des Landes habe „insbesondere folgende Ziele zu beachten“, wovon ich eines nennen möchte: „Die schöpferische Selbstentfaltung jedes Menschen durch aktive kulturelle Kreativität und die Teilhabe jedes Menschen am kulturellen und künstlerischen Prozess in jeder Region des Landes“.

In jeder Region des Landes! Aha. Und wie soll das gehen, wenn meine Kolleginnen und Kollegen in Graz den Mangel an Balance der Mittel und Möglichkeiten noch nicht einmal diskutieren möchten? Das Gesetz nennt als ein weiteres Förderungsziel auch „eine zum Verständnis und zur Kritik befähigte Öffentlichkeit“.

+ Ansprüche gehen rauf

Und das soll beim Status quo und bei den hier verfügbaren Ressourcen klappen? Na, mit dem längerfristigen Ausposaunen des Slogans „Plus 25 Prozent!“ wird sich daran nichts ändern lassen. Hinzu kommt, dass wir seit 2008/2009 eigentlich wissen: Im Zuge der geradezu schillernden krisenhaften Vielfalt, wahlweise: vielfältigen Krisen, regional und international, wird jede nur erdenkliche Schraube angezogen werden, die uns Kunstschaffende weiter unter Druck bringt.

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Künstler Markus Wilfling

Will das wer hören? Sicher nicht! Nehmen wir das Beispiel bildender Kunst, weil es für mich gerade nahe liegt: Das Land Steiermark hat längst aufgehört konsequent zu sammeln, hat auch nicht die Mittel, um zu prüfen, was an neuen Tendenzen vor allem von den Jungen kommt, was gerade entsteht. Das Land hat kein Geld und kein Personal, um Knowhow anzubieten und Kunstvermittlung zu forcieren.

Bringen Jammern und Wehklagen in dieser Sache Abhilfe? Nicht dass ich wüsste. Mindestens deshalb hängt mir das Geblöke mancher Kulturschaffender schon zu den Ohren heraus. Es nützt so viel wie Titten an einem Bullen, um es etwas vulgär auszudrücken.

+ Basis- und Konzeptarbeit

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Drei gut gelaunte Akteure von links: Richard Kriesche, Karl Grabner und Erich Wolf

Wir haben nun mit „kunst ost“ nun seit 2009 das überhaupt erste LEADER-Kulturprojekt der Steiermark laufen. Eine der Intentionen dafür ist der Wunsch, Gelder aus dem Ausland zu lukrieren, wo inländische Mittel knapper geworden sind.

“LEADER” steht für “Liaison entre actions de développement de l'économie rurale”, das heißt etwa: “Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Sie ahnen gewiss, auf diesem Feld ist die Arbeit für einen Bedeutungsgewinn der Gegenwartskunst noch kein Spaziergang. Egal! Der Sinnzusammenhang von Wissensarbeit, Kulturarbeit, Regionalentwicklung und wirtschaftliche Relevanz ist ein aufregendes Thema, eine harte Herausforderung.

In einer Kooperation der Kulturvereine „kunst ost“ und „styrian contemporary läuft nun seit mehr als einem Jahr die Arbeit an einem längerfristigen Prozess, dessen erster großer Schritt in die Öffentlichkeit eben stattgefunden hat. Das zweitägige Symposion „Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität“. Eine Veranstaltung zur Begründung der Gründung der Plattform für steirische Gegenwartskunst.

+ Her mit der Hütte!

Richtig gelesen! Wo allgemein die Budgets runtergehen, wollen wir das Thema raufbringen und überdies erreichen, dass sich in der Provinz so eine Plattform für steirische Gegenwartskunst mit entsprechender Ausstattung und internationaler Relevanz einrichten lässt.

Nein, wir sind nicht übergeschnappt, wir halten das für machbar. Sonst würden wir darauf nicht so viel Kraft und Zeit verwenden.

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Carmen Gasser-Derungs und Remo Derungs (Gelbes Haus, Flims)

Warum setzt eine oststeirische Kooperative in Zeiten der Budgetknappheiten auf Gegenwartskunst? In der Rundhalle von Binder +Co, einer Gleisdorfer Fabrik, fand nun bei laufendem Betrieb dieses denkwürdige Symposion statt. Kunstsammler Erich Wolf und Künstler Richard Kriesche hatten die Themenstellung präzisiert, ich hab für die regionale Erweiterung der Geschichte an mehreren Schnittstellen gesorgt.

Das Programm des Symposions machte vor allem einmal folgende Bereiche transparent:

  • Was kann steirische Gegenwartskunst im Bereich der bildenden Kunst?
  • Was bewegt Kunstsammler?
  • Wie stehen Wirtschaftstreibende zu diesen Zusammenhängen?

Außerdem wurden leitende Personen schon existierender Kunsthäuser von Rang um ihre Erfahrungen befragt, so etwa Sabine Folie von der „Generali Foundation“ in Wien, Ludger Hünnekens vom Burda Museum (Baden-Baden) und einige mehr.

+ Emotionen, obsessives Verlangen

Neben einer Reihe von Sachfragen ging es auch um Emotionen, obsessives Verlangen, aber vor allem um Organisationsfragen und den Zustand des Kunstmarktes. Kunstmarkt. Das sind natürlich auf internationalem Niveau ganz andere Zusammenhänge als in der heimischen Situation. 

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Der Fabriksbetrieb lief währenddessen ungestört weiter

Doch auch „kunstferne Quellen“ spielen dabei eine Rolle, sind in einigen Punkten vermutlich gemeinsame Quellen für Kunstschaffende und für Menschen, denen kein Kunstdiskurs gilt. Um deutlich zu machen, wie sehr wir Menschen uns keinesfalls bloß in trivialen Erledigungen erschöpfen wollen, sondern unseren Lebenssinn auch in scheinbar unsinnigen Vorhaben finden, die dann aber oft auf Grundlagen unseres Daseins verweisen, stellte Richard Kriesche den oststeirischen Bauern Franz Gsellmann und dessen fulminante „Weltmaschine“ vor.

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LEADER - europäische Förderung für die Oststeiermark

Gesamt geht es in diesem Projektstadium um das geistige und kulturelle Klima unseres Lebensraumes. Hier steht auch die Zukunft der Region zur Debatte, da sie sich in einem grundlegenden Umbruch befindet. Wodurch werden die Verfeinerungen jener menschlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert, die wir individuell bevorzugen, die wir aber auch brauchen, um unseren Alltag zu bewältigen und unsere berufliche Arbeit gut zu machen? Die Befassung mit Kunst ist eine wesentliche Quelle solcher individuellen Entwicklungen.

Alle Details im Web 

© Martin Krusche, Jahrgang 1956, freischaffender Künstler, Exponent von „kunst ost

Weitere Beiträge von Martin Krusche zum diesem Thema und zu anderen Themen sind hier.

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