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Familienberatung - Familienstellen mit Kindern und Eltern

Praxis der Systemaufstellung 1/2004 - Dipl.-Psych. Ursula Schleiner-Tietze

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Die ‚Seele‘ des Menschen ist eine komplexe Angelegenheit und wird großteils in der Kindheit geformt!

Seit die Familienaufstellung sich als hilfreiche thera-peutische Methode etabliert und seit Jahren in unterschiedlichen Settings und Berufsfeldern angewandt wird, ist das Aufstellen mit Erwachsenen eine Selbstverständlichkeit geworden. Oft steht die kindliche Seele der bereits erwachsenen Klienten im Mittelpunkt der Arbeit. Für mehr Information bzw. die Fortsetzung klicken Sie auf das Icon rechts in der Titelzeile.

Ist es überhaupt möglich, Aufstellungsarbeit im klassischen Rahmen mit Kindern durchzuführen?

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Familienaufstellung – werden die Kinder überfordert? Paartherapie angebrachter? Sie werden es aber nicht vermeiden können, dass die Kinder alles spüren!

Wenn wir auf die kindliche Seele in den Kindern schauen, tauchen bei der Frage nach Aufstellungsmöglichkeiten mit Kindern Unsicherheiten, Fragezeichen oder sogar Ängste auf.

  • Ist es nicht überfordernd oder gar gefährlich für die weitere Entwicklung des betroffenen Kindes?
  • Wie bringt man Kindern die sogar für Erwachsene schwer verständlichen Zusammenhänge der Familienaufstellung und ihrer Wirkung nahe?

Da es bei belasteten Kindern oft um frühere Verstrickungen der Eltern geht, die in das gegenwärtige System hineinwirken, stellt sich eine weitere Frage: Schwächt es nicht die elterliche Position und Autorität, wenn das Kind bei einer gemeinsamen Aufstellung mit den Eltern direkt Einblick in die unsicheren Tiefen der eigenen Eltern nimmt? Verstärkt die in der Aufstellung ans Licht kommende Dynamik nicht die schon gefährdete Position des Kindes?

Warum sollte das Kind so direkt beteiligt und/oder selbst aktiv werden?

Seit 1983 bin ich täglich als systemische Familientherapeutin in eigener Praxis mit der Behandlung erziehungsschwieriger, organisch und psychisch kranker und verhaltensauffälliger Kinder beschäftigt. Seit zehn Jahren kenne und schätze ich die Familienaufstellung und führe diese seit sieben Jahren mit Erwachsenen im klassischen Gruppensetting durch. Vereinzelt gab es in den Gruppen auch Aufstellungen mit jugendlichen Teilnehmern in Anwesenheit der Eltern oder eines Elternteils.

Nach vergeblichem Suchen nach einem schon „fertigen“ Konzept oder konkreten Erfahrungen mit Kinderaufstellungen entschied ich mich im November 2003, ein Seminar für Kinder und ihre Eltern auszuschreiben, um selber erste Erfahrungen im Feld machen zu können.

Ich spürte beim Werben für das Seminar eine deutliche Zurückhaltung meinerseits, einerseits bedingt durch die allgemein bekannte öffentliche Abwertung und kritische Haltung dem Familienstellen gegenüber, andererseits durch den noch wenig bereiteten Boden des Projektes. Ich konnte nicht mit „guten Erfahrungen“ im speziellen Fall werben. Es meldeten sich letztendlich vier Familien zum Seminar an, ich füllte das Seminar mit sechs weiteren Aufstellungsanliegen (Erwachsene) zu einer arbeitsfähigen Gruppe auf.

Seelenleiden zu heilen vermag der Verstand nichts, die Vernunft wenig, die Zeit viel, entschlossene Tätigkeit alles. Johann Wolfgang von Goethe

Im Folgenden möchte ich über meine ersten Erfahrungen berichten.

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Die Krankheitsbilder der Kinder sind nicht so verschieden von denen der Eltern. Im System Familie beein-flusst jede(r) jeden(n). Psychothe-rapie, besonders Familienaufstellung ist einen Versuch wert.

Teilnehmer

Zwei Kinder (5 Jahre und 17 Jahre) kamen in Begleitung beider Elternteile, drei Geschwister (10/11/12 Jahre) in Begleitung ihrer Mutter (Eltern geschieden, zwei Schwestern leben bei der Mutter, Bruder beim Vater) und ein Junge (12 Jahre) in Begleitung seiner alleinerziehenden Mutter (kein Kontakt zum Vater).

Problembereiche

Die Symptome/Anliegen waren unterschiedlich:

  • Bulimie,
  • Geschwisterrivalität,
  • aggressives Verhalten im Sinne von anmaßendem Verhalten,
  • Hyperaktivität,
  • Depression,
  • Schlafstörungen und
  • Übergewicht.

Ablauf

Die Anfangsrunde fand in der Gesamtgruppe statt, die Kinder brachten sich inmitten der Erwachsenen offen mit ihren eigenen Anliegen und Lösungsvorstellungen ein. Es folgte eine Einführung in das Familienstellen: dieses Mal in Form einer eigens von mir geschriebenen Geschichte. „Es war einmal ein Kind ... beschreibt die Zusammenhänge im Familiensystem, die Verstrickung des Kindes im gegenwärtigen System und/oder mit Früheren aus den Ursprungsgeschichten der Eltern. Die Geschichte (die Sie weiter unten finden) beschreibt weiter den Prozess der Lösung (Loslassen/Abgeben des Übernommenen) und das Einnehmen des Platzes als Kind im gegenwärtigen Familiensystem.

Diese Geschichte wurde von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen sichtbare Bewegungen auslösend und die Arbeit bereits in Gang setzend aufgenommen und verstanden.

Nach dieser Einführungsrunde verließ die Kindergruppe die Gesamtgruppe. Die Kinder wurden in einem Extraraum spielerisch betreut, um durch fremde Aufstellungen und Prozesse nicht zusätzlich Belastungen und Irritationen zu erfahren. Jeweils zum Zeitpunkt ihrer eigenen Aufstellung kamen dann das Kind oder die Geschwister in die Großgruppe, um mithilfe der erwachsenen Stellvertreter ihr eigenes Familienanliegen zu bearbeiten.

Die Stellvertreter

Nach intensiver Kontaktphase in der ersten Runde mit den Kindern entschied ich mich, das innere (verstrickte) Bild des symptomträchtigen Kindes von ihm selber aufstellen zu lassen, im Fall der drei Geschwister übernahm die Aufstellung der Älteste, dem dieser Platz in der Geschwisterreihe von der jüngeren Schwester streitig gemacht wird. Jede/r Beteiligte wählte seinen eigenen Stellvertreter, der nicht anwesende Elternteil beziehungsweise neue oder frühere Partner der Eltern wurden von dem anwesenden Elternteil gewählt.

Das innere Bild

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Transparenz hat einen erlösenden Effekt. Erfahrungen und Erfolge mit Familienaufstellung sind Beweis.

Es war erstaunlich und auf eine besondere Weise anrührend, mit welcher Selbstverständlichkeit, Ernsthaftigkeit und Freundlichkeit das einzelne Kind die Auswahl des jeweiligen Stellvertreters vornahm und mit welcher inneren Sicherheit das innere Bild des Kindes in der Aufstellung der beteiligten Personen Gestalt annahm (ganz anders als oft bei erwachsenen Teilnehmern beobachtet werden kann, die weniger Zugang zu ihren inneren Bildern haben und mehr auf einer rational-kognitiven Ebene agieren).

Systemerkennung – Lösungsprozess

In der Phase der Systemerkennung arbeitete ich ausschließlich mit den erwachsenen Stellvertretern, Kinder und Eltern saßen im Außenkreis in beobachtender Position. Hier war eine erstaunliche Ruhe und Konzentration der Kinder zu beobachten, bemerkenswert besonders bei den konzentrationsgestörten, hyperaktiven Kindern. In der Lösungsphase wurden die Kinder und anwesenden Eltern bzw. Elternteile zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten des Aufstellungsgeschehens eingewechselt und vollzogen die Auflösung ihrer Verstrickung selbst.

Lösungsbild und Entlassungsritual

Im abschließenden Lösungsbild standen Eltern und Kinder selbst an ihren Plätzen. Die neue Konstellation diente den Kindern als Impuls für ein Bild, das jedes Kind nach seiner Aufstellung im Extraraum malte. Nach Beendigung der Aufstellung entließen die Kinder und Eltern jeweils die von ihnen ausgewählten Stellvertreter. Alle Kinder blieben bis zu diesem Punkt ernst und gesammelt bei sich.

Die Einführungsgeschichte

Im Verlauf jeder Kinderaufstellung war die Geschichte „Es war einmal ein Kind ... Bezugspunkt für Verständlichkeit und Orientierung im laufenden Prozess. Im Fall des 5-jährigen Jungen deckte sich die verstrickte und gelöste Position des Kindes in der Geschichte, das stellvertretend für einen Elternteil beziehungsweise Partner seiner Mutter Halt und Trost gibt und sich dadurch in einer angemaßten Position befindet, mit der eigenen Position seiner Mutter gegenüber. Dieser Junge hatte vor seiner Aufstellung ein heftiges Veto gegen die in der Geschichte beschriebene Lösung eingelegt. Im Prozess der eigenen Aufstellung konnte das tiefere Verstehen der systemischen Zusammenhänge und Ordnungen der Liebe in der Familie in ihm ankommen, und er genoss es sichtlich, seinen sicheren Platz bei den Eltern einzunehmen.

Die Betreuung

Nach ihren Aufstellungen verließen die Kinder die Großgruppe wieder und kehrten in ihren Extraraum zurück. Zwischen mir und meiner Tochter (19), die die Kinder in der Zwischenzeit betreute, gab es in den Pausen Raum für Kontakt, sodass ich von dem aktuell laufenden Prozess in der Kindergruppe und vom aktuellen Zustand jedes Kindes in Kenntnis war. So erfuhr ich die direkte Wirkung der Aufstellung eines 12-jährigen Jungen, der vor seiner Aufstellung in die Gruppe nicht zu integrieren war, sich abseits hielt, nicht sprach. Nach seiner Aufstellung änderte sich sein Verhalten, er malte sein Aufstellungsbild und knüpfte (als Junge!) ein Freundschaftsbändchen.

Jedes Kind hatte in der Kindergruppe die Aufgabe, im Angesicht des gerade erfahrenen Lösungsbildes ein Bild zu malen. Diese Bilder brachten die Kinder in die Abschlussrunde am Ende des 2. Tages mit in die Großgruppe, sie wurden für alle sichtbar in die Mitte gelegt, nicht besprochen, nur angeschaut und bewundert. Sie lagen da wie ein großer bunter Schatz, den jeder letztendlich mit nach Hause nehmen konnte. Die Bilder haben mich sehr angerührt und beeindruckt, enthielten sie doch alle in Farbe und/oder Formen das tiefe Verständnis dessen, was vorher in der Aufstellung ans Licht gebracht, ins Licht gekommen war. Als Beispiel sei das Bild des oben beschriebenen schwer depressiven Jungen genannt, der sein Bild in schwarzen und grauen Streifen begonnen hatte, zum oberen Rand des Bildes wurden die Streifen immer heller, über Braun-, Grün- und Blautöne in der Mitte des Bildes ging im oberen Bereich des Bildes „die Sonne in Gestalt von Rot, Orange und Gelbtönen auf“.

Abschlussrunde

In der Abschlussrunde war die Gesamtgruppe wieder zusammen. In der Rückmelderunde waren die Kinder genauso aktiv wie die Erwachsenen. Sie gaben ein durchweg positives Feedback und weitere Anregungen für mich auf meinem Weg in mein nächstes Seminar

„Familienaufstellung mit Kindern und ihren Eltern“.

Zusammenfassung

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Paartherapie und Psychologie als ‚do it yourself‘? Es gibt Probleme, die kann niemand alleine lösen und Kinder sind ein (der) wesentlicher Teil der Familie.

Was lässt sich nun zusammenfassend zu den oben aufgeworfenen Fragen sagen?

Zunächst einmal: Es sind erste einzelne Erfahrungen, die sicher nur vorsichtige Antworten zulassen.

Das Aufstellen mit Kindern im klassischen Sinne ist möglich und hatte in der direkten Wirkung gute Folgen. Alle Kinder wirkten deutlich entlastet und entspannt.

Über längerfristige Wirkungen kann erst durch Nachbefragungen etwa 1 Jahr nach der Aufstellung berichtet werden.

Wichtig ist in Abgrenzung zu den Erwachsenen-Aufstellungen das Fehlen der Stellvertreter-Funktion. Es scheint mir wichtig, dass die Kinder die gesamte Zeit bei ihrem eigenen Prozess bleiben können, das heißt nicht durch Stellvertreterrollen in Fremdes hineingezogen werden. Dieser „Schutz“ wurde im Feedback von zwei der anwesenden Kinder in der Abschlussrunde negativ bewertet (dies war für mich ein Ausdruck ihrer alten, verstrickten Position in ihrem System, wo sie stellvertretend für die Mutter der Mutter und den Bruder des Vaters gestanden hatten).

Die Geschichte 'Es war einmal ein Kind ...' war ein wichtiger Baustein bei der Arbeit

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Die Phantasie der Kinder ermöglicht Ihnen, Methoden der Psychothe-rapie, besonders Familienaufstellung 'instinktiver' zu spüren und schneller umzusetzen.

 diente sie doch einer kindgerechten Einführung und damit dem Aufbereiten eines guten Bodens für das Aufstellen. Das kindgerechte Vokabular schien darüber hinaus auch den Erwachsenen gut zu tun. Von meinem Angebot nachzufragen wurde reichlich Gebrauch gemacht. Mein Eindruck war, die Kinder fragten oft auch stellvertretend für andere anwesende Erwachsene, die sich in meinen Gruppen oft in ihrem Nichtverstehen weniger offen und spontan zeigen können und sich eher therapeutengerecht im Sinne der sozialen Erwünschtheit verhalten. Diese Offenheit war ein Geschenk an alle und eine Bereicherung der Gesamtgruppe!

In allen vier Familien hatten die Eltern beziehungsweise Elternteile bereits Aufstellungserfahrung und ihr eigenes Ursprungssystem bearbeitet. Bezogen auf die symptomträchtigen Kinder hatte dies jedoch nicht zu der erwünschten Entlastung der Kinder geführt. Meine Beobachtungen im familientherapeutischen Praxisalltag zeigen öfter, dass symptomträchtige Kinder ihre Belastungen nicht loslassen wollen, auch dann nicht, wenn die Eltern endlich an den zugrunde liegenden Verstrickungen und Konflikten arbeiten. Hier scheint mir die mächtige (angemaßte) Position des Kindes den Eltern gegenüber entscheidend zu sein, auf die das Kind aus unterschiedlichen Motiven nicht verzichten möchte. Die Einführungsgeschichte und der folgende eigene Lösungsprozess machten den Kindern direkt erlebbar, wie ihre Eltern ihr eigenes Schweres gut tragen können und gleichzeitig – manchmal mit den eigenen Eltern oder anderen guten Kräften von Früheren im Rücken – als Elternebene dem Kind Halt und Sicherheit geben können. Eine Schwächung der elterlichen Position konnte in keinem Fall von mir beobachtet werden – eher im Gegenteil! Nach meiner momentanen Einschätzung erscheint es sinnvoll, zunächst die Elternebene zu bearbeiten (ohne Kinder), um dann in einem zweiten Schritt das Kind als aktiv beteiligten (nicht nur betroffenen) Teil des Gesamtsystems in eine Aufstellung einzubinden.

Ich werde in bestimmten zeitlichen Abständen die längerfristigen Wirkungen der Aufstellungen erfragen, um zu erfahren, ob die kurzfristig positiven Wirkungen auch langfristig erhalten bleiben.

Darüber hinaus hat mir das Seminar Mut gemacht, mich mit dem Angebot mehr in die Öffentlichkeit zu bewegen, um weitere Erfahrungen mit dem Projekt machen zu können.

Es war einmal ein Kind

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Mutter und Kind in sorgenfreien Zeiten, dieses Bild ist für jede(n) verständlich. Eltern und Kinder gehören auch in Krisen zusammen, wie die Lebens- und Sozialberatung eindeutig nachweist.

Es war einmal ein Kind – war es ein Junge oder war es ein Mädchen? Ich weiß es nicht! War es noch ein kleines Kind oder war es schon älter? Auch das weiß ich nicht! Für das, was ich jetzt erzähle, ist es nicht wichtig, wie alt das Kind war oder ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen war.

Das Kind lebte in einer Stadt mit seiner Familie: seinen Eltern – Mama und Papa – und seinen Geschwistern. Ab und zu kamen Mitglieder der Familie zu Besuch: Oma und Opa, Tanten und Onkel. Manchmal hörte das Kind, wie die Erwachsenen von Menschen sprachen, die das Kind noch nie gesehen oder noch nie gesprochen hatte. Es waren immer Personen, die zur Familie gehörten, aber schon tot waren. Manche waren durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall gestorben – manche davon schon als Kinder. Die waren nie erwachsen geworden. – Das Kind hörte auch Geschichten vom Krieg und von Männern, die als Soldaten im Krieg gestorben waren. Das waren immer traurige Geschichten, und manchmal wurde auch geweint. – Bei anderen Geschichten über früher wurde auch gelacht, Mama und Papa erzählten dann von ihren ersten Freunden und Freundinnen, die sie nicht geheiratet hatten, und Opa erzählte von seiner ersten Frau, die bei der Geburt des ersten Kindes gestorben war. Er hatte dann die Oma geheiratet, die das Kind gut kannte. Das Kind war immer neugierig und beobachtete die Erwachsenen genau, wenn sie erzählten.

Das Kind spielte gerne, mal ganz ruhig allein in seinem Zimmer, mal wild und ausgelassen mit anderen Kindern.

Es lachte gerne und hatte viel Spaß. In diesen Zeiten war es glücklich und zufrieden und dachte in keiner Weise an die Geschichten der Erwachsenen.

Dann gab es aber auch Momente, in denen das Kind Gefühle und Gedanken bei sich bemerkte, die ihm nicht gut taten. Das Kind fühlte sich dann unruhig, nicht sicher, manchmal war es auch ärgerlich und wütend oder ganz zappelig, konnte nicht still sitzen und spielen. Es gab auch Momente, da fühlte sich das Kind ganz schwer und traurig. Manchmal wurde in solchen Situationen auch der Körper krank, das Kind bekam Bauch- oder Kopfschmerzen und Fieber. Die Erwachsenen schienen die Gedanken und Gefühle wenig zu merken – und schließlich gingen die Gefühle dann auch wieder vorbei.

Bei den Erwachsenen merkte das Kind auch Unterschiede, mal schienen Mama oder Papa glücklich und zufrieden, dann wieder waren sie unzufrieden, traurig, zappelig und wütend. Es gab Situationen, da wurde das Kind böse angeguckt oder von Mama oder Papa bestraft, ohne dass das Kind verstehen konnte, wofür. In anderen Situationen hatte das Kind das Gefühl, Mama oder Papa beschützen oder trösten zu müssen. Dann ließ das Kind das Spielzeug liegen und setzte sich zu Mama oder Papa, damit sie nicht allein sein mussten mit den schlimmen Gefühlen. Wenn es dann abends im Bett lag, fühlte es vor dem Einschlafen ein schweres Gefühl im Bauch oder Kopf, das ihm nicht gut tat.

Eines Tages war wieder so ein Tag, das Kind merkte, dass Mama traurig war, ....

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Es ist so schön, in einer Familie glücklich aufzuwachsen - syste-mische Familientherapie ist ein guter Weg, wenn einmal nicht die Sonne scheint!

....wenig redete und ärgerlich wurde, wenn das Kind eine Frage stellte. Das Kind konnte nicht ruhig in seinem Zimmer spielen, immer wieder dachte es an Mama, was wohl mit ihr los sei. Es hörte auf zu spielen und ging in die Küche zu ihr. Mama hatte geweint – das sah das Kind an den roten Augen. Das Kind setzte sich stumm zu seiner Mama und nahm ihre Hand. Da schaute die Mama das Kind an, weinte leise und nahm es in den Arm.

Nach einer Zeit sagte sie etwas Seltsames: „Liebes Kind, ich habe dich sehr lieb, und du hast mich sehr lieb, das ist schön. Aber du darfst dich nicht um mich sorgen, du bist nur das Kind. Ich bin die große Mama, und du bist das kleine Kind, auch wenn du immer älter und größer wirst. Ich bin da, um auf dich aufzupassen und für dich zu sorgen, nicht umgekehrt. Wenn ich traurig bin, wie jetzt gerade, hat das nichts mit dir zu tun, sondern mit Geschichten, die früher passiert sind, bevor du auf der Welt warst. Das ist wie ein schwerer Stein, der zu mir gehört und den ich tragen muss. Du darfst das für mich nicht machen.“

Dann stand die Mama auf und nahm eine schwere Blumenvase, die im Flur stand, sie gab dem Kind die Vase in den Arm und sagte: „So ist das mit dem Schweren, fühle mal, wie schwer das ist!“ Das Kind stand einen Moment mit der schweren Vase, konnte sie kaum halten. Die Mutter lächelte und sagte: „Du bist und bleibst mein liebes Kind, auch wenn du mir das Schwere lässt, bleibe ich deine liebe Mama! Ich kann das tragen.“ Mit diesen Worten nahm die Mama die Vase in einen Arm und das Kind in den anderen. „Das hat beides Platz bei mir“, sagte sie leise. Da fühlte sich das Kind ganz leicht, lehnte sich bei der Mama an und dachte:

„Hier bei der Mama ist ein guter Platz für mich!“

© Ursula Schleiner-Tietze (Download dieses Beitrages als PDF)

Gefunden auf der Seite "Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS)"

Die Bilder und Bildtexte haben nur thematische Zusammenhänge mit dem Artikel!

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