Ich erinnere mich zwar noch an den Ungarnaufstand und die Niederschlagung des "Prager Frühlings" und daran, wie begeistert unser ganzes Land geholfen hat. Auch wir hatten ein ungarisches Mädchen in der Klasse und Dank unserer Lehrer und Lehrerinnen war dies sehr positiv. Bei Syrien als (derzeit) letzten Anlass gibt es weniger Grund, stolz auf uns zu sein – ich hoffe aber insgeheim, dass die Regierung nur zu feige ist und die Österreicher und Österreicherinnen weit mehr Leute aufnehmen würden.
Das ist halt leider bei uns über alle Ideologien und Parteien verbreitet: die Angst, Wähler und Wählerinnen zu verärgern. Dadurch wird von der einen Seite viel Fortschritt verhindert (z.B.: wegen irgendwelcher angeblich seltener Tiere - die Leute haben keine Idee von der Natur – Tiere sterben massenhaft auch ohne unser Zutun aus und genauso viele entwickeln sich neu) und es wird Rücksicht auf Minderheiten in der Entwicklungshilfe und auch in der Flüchtlingspolitik genommen. Minderheiten, die man mit bloßer Aufklärung noch kleiner machen könnte.
Genug der einführenden Worte bzw. zu viel, was mir leider immer passiert. Michael Köhlmeier zeigt Mölzer an und das hat auch mich geweckt. Erinnerungen an die Jugend, in der die Stimme des Vaters von Michael im Radio zu unserem Leben gehörte. An Michael Köhlmeiers (ehemaligen?) Partner Bilgeri hat mich mehr seine fesche Schwester interessiert, Michael und ich haben eine Zeit lang dasselbe Mädchen verehrt und im Übrigen haben wir im Café diskutiert, wenn wir beide gleichzeitig zu Hause in Hohenems waren.
Michael Köhlmeier in Olmütz
Wir kennen uns also relativ gut und seine Aktion finde ich toll. Nicht immer dieselben und die Gleichen, die sich alterieren – er ist einer, von dem zumindest ich öffentlich nicht viel Politisches gehört habe. Er gehört definitiv nicht zur üblichen österreichischen Claque, die bei jedem Windchen einen Sturm verspüren – allerdings meistens nur gegen rechts.
Es war nicht so schwer, trotz der vielen vergangenen Jahre ohne Kontakt, Michael Köhlmeier zu kontaktieren und jetzt geht es als "Briefroman" weiter.
Lieber Heinz,
Danke, dass Du Dich meldest, hab Deinen Brief von xxxx übermittelt bekommen. Wenn Ihr meine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft unterstützen wollt, am besten, Ihr tut es über die Homepage von "sosmitmensch.at", von dort ist alles Weitere selbsterklärend.
Ich hoffe, es geht Dir gut.
Liebe Grüße
Michael
Das hab ich gemacht und mich auch der Klage angeschlossen, dann aber doch noch einmal zurückgeschrieben:
Lieber Michael,
optimal wäre natürlich ein kurzer Blog von Dir zu dem Thema - wir pushen das dann gerne. Wir haben immerhin monatlich 180.000 User und Userinnen und einige von uns starke Identitäten auf Facebook , Twitter & Co.
LG aus Graz
Heinz
Die prompte Antwort, der nichts mehr hinzuzufügen ist:
Lieber Heinz,
also:
Vor ein paar Jahren war Andreas Mölzer in einen Club 2 eingeladen, den ich damals als Gastgeber geleitet habe. Es ging um Rechtsradikalismus. Ich habe ihn darauf angesprochen, dass die schlagende Verbindung, der er angehört oder der er sich verpflichtet fühlt, einen deutschen Liedermacher eingeladen hat, dessen beliebtestes Lied davon erzählt, dass eine U-Bahn gebaut werden soll von Tel Aviv nach Auschwitz. Mölzer sagte schlicht: Wenn es Ihnen nicht passt, zeigen Sie es an. Jetzt hat es mir endlich nicht gepasst, wie sich Mölzer immer wieder äußert, also werde ich ihn anzeigen.
Genügt das?
Liebe Grüße
Michael
David Alaba beim Torjubel in der
österreichischen U-21-Nationalmannschaft
Ja, das genügt und ich hoffe, es genügt vielen, die das lesen und nicht nur wegen David Alaba empört sind und sich auch der Anzeige anschließen.
Gerade David Alaba war und ist für mich ein Anlass zur Hoffnung. Schwarz, beide Elternteile nicht aus Österreich und dennoch oder gerade deswegen ein Vorbild. Bescheiden, intelligent und mit österreichischem Schmäh und nicht zu Unrecht ein Idol und sehr beliebt. Ich freue mich ungemein, dass gerade er Österreich im Ausland perfekt vertritt und er wird mit seiner Art auch bewirken, dass viele umdenken.
Gerade das scheint mir aber einer der Hintergründe für die Angriffe gegen ihn zu sein: er ist mit seiner Art gefährlich für Demagogen mit ihren unhaltbaren Rassentheorien.
Heinz Rüdisser