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Geschichte eines Weihnachtsschlagers - „Stille Nacht! Heilige Nacht!"

Das wohl berühmteste Weihnachtslied der Welt

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Stille-Nacht-Kapelle Oberndorf
bei Salzburg

Es war am Heiligen Abend des Jahres 1818, als der Priester Joseph Mohr, Koadjutor an der Nikolauskirche von Oberndorf im Salzburgischen, seinem Freund, dem Lehrer und Organisten der Kirche, Franz Xaver Gruber, den Text eines von ihm eben verfassten Weihnachtsliedes zur Vertonung übergab. Erst vor wenigen Tagen hatten sie die Sache verabredet, und Gruber machte sich sofort daran, eine passende Melodie zu finden und das Lied für zwei Solostimmen, Chor und Gitarre in Noten zu setzen. Bereits am nächsten Tag, bei der Christmette in der Oberndorfer Nikolauskirche, fand die Uraufführung statt: Gruber sang die Bassstimme und dirigierte den Kirchenchor, Mohr sang den Tenor und begleitete auf der Gitarre.

Wie das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!" an diesem 25. Dezember 1818 den Oberndorfer Kirchenbesuchern gefallen hat, ist nicht überliefert. Immerhin wurde das Lied fortan in Oberndorf immer wieder zur Weihnachtszeit gesungen. Dafür sorgten schon - wenigstens in den folgenden zehn Jahren - der Kantor und Organist Gruber. Der Priester Joseph Mohr dagegen, bei seinen Oberen wenig beliebt, wurde schon im nächsten Jahr versetzt, nachdem er gerade eben zwei Jahre in Oberndorf, zuerst als Hilfspriester und dann als Koadjutor, gewirkt hatte.

Joseph Mohr, schon als Kind oft kränkelnd und sensibel

Das Leben des schon als Kind oft kränkelnden und höchst sensiblen Joseph Mohr war nicht gerade von Glück und Erfolg gekennzeichnet. 1792 war er als uneheliches Kind der Strickerin Anna Schoiberin in Salzburg geboren. Sein Pate wurde der Salzburger Scharfrichter Franz Joseph Wohlmuth, während sein Vater Joseph Mohr, Soldat beim Salzburgischen Militär, wenige Monate vor seiner Geburt als fahnenflüchtig gesucht wurde.

So nahm sich, als der kleine Joseph fünf Jahre alt war, der Salzburger Domvikar Johann Nepomuk Hiernle seiner an und ermöglichte ihm eine Ausbildung am Akademischen Gymnasium in Salzburg und später als Sänger und Violinist am Benediktinerstift St. Peter und beim Chor der Universität.

Mohr trat 1811 in das Salzburger Priesterseminar ein und studierte Theologie

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Jubiläumskarte zum Lied
„Stille Nacht, heilige Nacht“
von 1918 

Mohr widmete sich zuerst der Philosophie, trat dann jedoch 1811 in das Salzburger Priesterseminar ein und studierte die nächsten vier Jahre Theologie. 1815 wurde er zum Priester geweiht und war zunächst als Hilfspriester in Ramsau bei Berchtesgaden, dann in Mariapfarr im Lungau und 1817 schließlich in Oberndorf tätig. Die Kirche scheint wenig Freude an dem so verschlossenen, empfindsamen und immer wieder kränkelnden Mohr gehabt zu haben, alle paar Jahre versetzte man ihn, bis er 1848 in Wagrain an einer akuten Lungenlähmung verstarb.

In Franz Xaver Gruber fand der musikbegeisterte Mohr einen seiner wenigen Freunde. Aber die Zusammenarbeit der gleichgesinnten Freunde blieb durch die äußeren Umstände auf ein einziges Werk beschränkt, das im Laufe der Jahre zum beliebtesten und bekanntesten Weihnachtslied in aller Welt werden sollte.

Das Lied wurde weit über Oberndorf hinaus bekannt 

Doch wie das Lied über Oberndorf hinaus bekannt wurde, ist eine andere Geschichte: Für das neue Orgelwerk der Nikolauskirche holte man 1824 den bekannten Orgelbauer Carl Mauracher aus Fügen im Zillertal nach Oberndorf. Bei dieser Gelegenheit hörte Mauracher zum ersten Mal das Lied und ließ sich von Gruber den Text und die Noten geben, die von ihm wieder die vier Geschwister der Handschuhmacherfamilie Strasser aus Laienach im Zillertal erhielten. Anlässlich einer Reise durch Deutschland haben die Strasser-Geschwister vermutlich 1831 das Lied erstmals in Leipzig vorgetragen. Ein Jahr später, am 15. Dezember 1832, gaben sie dort wiederum ein Konzert und sangen auf ausdrücklichen Wunsch des „Leipziger Tageblatts" auch diesmal „Stille Nacht! Heilige Nacht! ..." Schon im darauffolgenden Jahr erschien das Lied erstmals im Druck, und zwar in einer Sammlung mit dem Titel „Vier ächte Tyroler Lieder, gesungen von den Geschwistern Strasser aus dem Zillerthale". In diesem Druck sind jedoch weder der Komponist noch der Dichter genannt.

Franz Xaver Gruber hatte noch einen bewussten Anteil am Erfolg des Liedes

 

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bei Salzburg - Fenster  
Franz Xaver Gruber

Im Gegensatz zum Dichter des Liedes, Joseph Mohr, sollte der Komponist Franz Xaver Gruber in seinen späten Jahren noch einen bewussten Anteil am Erfolg des Werkes haben. Gruber, 1787 im oberösterreichischen Hochburg als fünftes von sechs Kindern einer Leinweberfamilie geboren, ließ sich gegen den Willen des Vaters schon in jungen Jahren musikalisch ausbilden. Mit elf Jahren spielte er für seinen erkrankten Lehrer bei einem Sonntagsgottesdienst in seiner Heimatgemeinde die Orgel. 1805 und 1806 vervollständigte er seine musikalische Ausbildung bei dem Stadtpfarrorganisten Georg Hardtobler in Burghausen. 1807 heiratete er die Mesner-Witwe Elisabeth Fischfinger in Arnsdorf und wurde dort Mesner und Organist. 1816 kam er als Kantor und Organist nach Oberndorf. Nachdem seine erste Frau 1825 gestorben war, ehelichte er ein Jahr später Maria Breitfuss, wurde 1829 Lehrer, Mesner und Organist im Salzburgischen Berndorf und kam schließlich 1835 als Organist und Chorregent nach Hallein. 1842 heiratete er, nachdem im Jahr zuvor seine zweite Frau gestorben war, zum dritten Mal.

In Hallein wurde seit 1836 alljährlich zu Weihnachten das Lied vorgetragen, und zwar in einer Fassung, die Gruber 1836 niederschrieb: in Es-Dur für vier Singstimmen, zwei Violinen, Viola, Flauto, Fagott, zwei Clarinetten, zwei Waldhörner, Violen und Orgel. Eine andere Niederschrift von Grubers Hand stammt aus dem Jahr 1845 für seinen Freund Georg Pinzger, Chorregent am Salzburger Lyzeum: in D-Dur für zwei Solostimmen, gemischten Chor, ein Streichertrio, zwei Hörner und Orgel.

Das Lied war weit bekannt, weniger bekannt dagegen seine Urheber

Inzwischen war das Lied weit über Oberndorf, das Zillertal, Leipzig und Hallein hinaus bekannt geworden, weniger bekannt dagegen seine Urheber. So wandte sich 1854 die königliche Hofkapelle Berlin an das Salzburger Benediktinerstift St. Peter mit der Bitte um nähere Auskunft über das Johann Michael Haydn zugeschriebene Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!" Auf Veranlassung des Chorinspektors von St. Peter, Pater Ambros Premstein, verfasste Gruber im Dezember 1854 die Schrift „Authentische Veranlassung zur Composition des Weihnachtsliedes ...", die - ergänzt um eine Originalabschrift des Liedes - Grubers Sohn Felix am 30. Dezember nach Berlin sandte. Am 7. Juni 1863 starb Franz Xaver Gruber. In seinem Nachlass fand man 70 Eigenkompositionen.

Die Urheberschaft wurde öfter bezweifelt

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bei Salzburg -
Fenster Joseph Mohr

Zu dieser Zeit hatte das 1818 in einem kleinen Salzburger Ort entstandene Lied bereits seinen Siegeszug in die Welt angetreten. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 entdeckte der aus Hannover stammende Hofopernsänger Joseph Bletzacher im amerikanischen Pavillon die Melodie in einem dort ausgestellten Notenbuch, in dem sie als „Choral of Salzburg" bezeichnet wurde. Im gleichen Jahr (und noch einmal 1897) wurde wieder einmal die Urheberschaft des Komponisten angezweifelt. Diesmal hielt man nicht Haydn, sondern den Textdichter Mohr für den Urheber der Melodie. Nur durch die inzwischen im Stadtmuseum Hallein aufbewahrten Dokumente und Niederschriften konnten die Söhne Grubers dessen Urheberschaft beweisen.

Der Hofopernsänger Bletzacher war der erste, der nach seinem Fund auf der Wiener Weltausstellung systematisch damit begann, die Geschichte und Verbreitung des berühmt gewordenen Liedes zu erforschen. So berichtete er 1891 ausführlich über die Popularität des Liedes in England, Schweden und Britisch-Indien. Die erste tatsächlich umfassende Geschichte des Liedes erschien 1916, recherchiert und geschrieben von Franz Peterlechner.

Oberndorf errichtete in den Jahren 1924 bis 1937 eine Gruber-Mohr-Gedächtniskapelle

Nachdem in Oberndorf 1906 die alte Nikolauskirche abgerissen worden war, errichtete man dort in den Jahren 1924 bis 1937 eine Gruber-Mohr-Gedächtniskapelle. Schon 1928 wurde in der Oberndorfer Pfarrkirche ein Gruber-Mohr-Denkmal, das ursprünglich als Gruber-Denkmal für Hallein vorgesehen war, von Joseph Mühlbacher enthüllt.

Der Text des heute in aller Welt meistgesungenen Weihnachtsliedes wurde im Laufe der Jahre in alle Kultursprachen übersetzt, darunter auch in so wenig verbreitete Idiome wie Lappländisch, Sorbisch, Friesisch, Rätoromanisch, Ladinisch, Walisisch oder Manx, das nur auf der Isle of Man gesprochen wird. Und selbstverständlich singt man „Stille Nacht! Heilige Nacht!" auch auf Lateinisch, in Esperanto oder in Hebräisch. Die vermutlich größte Sammlung aller sprachlichen Varianten besitzt der Pfarrer Josef Keller aus Immendingen in Baden-Württemberg: Inklusive einiger südamerikanischer Indianer-Dialekte gibt es danach 230 Fassungen von „Po Fanau! Po Manu!", wie das Lied auf Samoanisch beginnt.

Bartel F. Sinhuber    

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