Eine einzigartige Geburt
Wenn Oma vorliest, ist es doch am Schönsten.
In Rom brauchte Kaiser Augustus dringend Geld. Darum befahl er seinen Beamten: ,,In allen Ländern, die ich beherrsche, sollen die Namen von sämtlichen Einwohnern aufgeschrieben werden! Ich will sichergehen, dass sie restlos ihre Steuern an mich bezahlen."
Diese Anordnung ging in alle Teile des riesigen Römischen Reiches. Auch das ferne Israel, wo Maria und Josef lebten, gehörte zu diesem Reich und musste sich dem Willen des Kaisers beugen.
,,Wir müssen in meinen Geburtsort Betlehem wandern und unsere Namen in die römischen Listen eintragen", sagte Josef.
Eine tagelange Reise stand ihnen bevor, und Josef machte sich Sorgen um Maria und ihr Baby, das bald auf die Welt kommen sollte. Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig. Todmüde erreichten sie endlich Betlehem. Aber zu ihrer Bestürzung wimmelte es in der Stadt schon von Menschen! In ganz Betlehem gab es keine freie Unterkunft, kein einziges Nachtlager für sie. Alle Herbergen waren brechend voll. Marias Baby drängte jetzt aber auf die Welt. Sie mussten einfach irgendwo unterkommen!
Sie fanden eine Höhle, in der Kühe und Esel übernachteten
Gutenzell, Deutschland: Barock Krippe, Anbetung der Könige (Detail mit Elefanten)
Schließlich fanden sie doch noch einen ungewöhnlichen Platz: Eine Höhle, in der Kühe und Esel übernachteten. Hier konnten sie gerade noch ihr Lager ausbreiten. Dann gebar Maria ihren kleinen Sohn. In diesem dreckigen Stall gab es keine behagliche Wiege für das Baby, nur die Krippe, den Futtertrog, aus dem die Tiere fraßen. Josef bettete ihn mit frischem Heu aus, während Maria das Kind wickelte. Dann schlief der neugeborene König friedlich in einer Krippe.
Draußen, in den Hügeln vor Betlehem, hatten die Hirten ihre Schafe in den Pferch getrieben. Während die Tiere dort zusammengedrängt schliefen, hielten die Hirten Wache, um die Herde vor wilden Tieren und anderen Gefahren zu beschützen. Alles war stockdunkel und still. Da zerriss plötzlich ein strahlendes Licht die Finsternis. Den Schäfern taten die Augen weh, so blendete sie dieses Licht.
"Jesus in der Krippe", Gemälde von
Johanne Philippine Nathusius
Und auf einmal stand da ein Engel. Er sprach mit lauter, klangvoller Stimme zu den Hirten: ,,Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch die schönste Nachricht, die je ein Mensch erhalten hat! Die rettende Nachricht für euch und für die ganze Welt! Heute wurde in der Stadt Betlehem euer König geboren, den euch Gott versprochen hat. Lauft hin und prüft es selber nach! Ihr werdet ihn in einer Krippe finden."
Dann war der Himmel plötzlich voller Engel, die begeistert sangen: ,,Ehre sei Gott im Himmel, und Frieden ist auf der Erde bei den Menschen, die ihn lieben."
Danach verlöschte das Licht langsam, und der Gesang verhallte. Alles war wieder stockdunkel und still. Die Hirten holten erst einmal tief Luft.
,,Kommt, wir wollen tun, was der Engel gesagt hat", sagten sie zueinander. ,,Die Schafe werden heute Nacht auch ohne uns zurechtkommen." Rasch liefen sie nach Betlehem.
Dort fanden sie das Baby, genauso, wie der Engel es ihnen gesagt hatte: nicht in einem prächtigen Palast, auch nicht in einem vornehmen Haus, nicht einmal in einer Herberge. Nein,..
...sie fanden den König der Welt in einem Tierstall, und er schlief in einer Futterkrippe!
Später mussten sich die Hirten auf den Rückweg machen, um ihre Schafe zu versorgen. Als sie durch die dunklen Straßen liefen, brach schon der Morgen an. Die Bewohner von Betlehem hörten in ihren Betten erstaunt die tiefen, kräftigen Stimmen der Hirten.Die Hirten erzählten Maria und Josef aufgeregt, was sie draußen bei ihren Tieren erlebt hatten: Maria hörte aufmerksam zu und merkte sich jedes Wort. Nicht die kleinste Kleinigkeit in dieser Nacht wollte sie je vergessen!
Sie sangen überglücklich Lieder zum Lob Gottes: die aller ersten Weihnachtslieder!